Dani unterwegs
Sonntag, 23. Dezember 2012
Aufenthaltsgenehmigung in Peru
Stempelsammeln – oder die wie man seine Aufenthaltsgenehmigung verlängert (darin enthalten: Wie man eine Unterschrift oder zwei neue Reifen bekommt)

Mitte Dezember 2005 habe ich mal einen Blick auf meinen Ausländerausweis geworfen und entdeckt, dass der ja schon am 17. Januar abläuft. Habe mir dann im Internet ausgedruckt was ich so brauche, alles fertig gemacht und bin zu Migraciones gefahren. Unter anderem stand dort „boletas de pago“ (Zahlungsbelege von meinem Gehalt) und ich dachte meine „Recibos honorarios“ (das sind die Scheine, die ich immer ausgestellt habe mit meiner Steuernummer drauf). Da hat dann der gute Herr auf dem Amt, fast einen Herzanfall bekommen. Was mir einfiele mit solchen Papieren zu arbeiten ich müsste doch richtig angestellt werden. So bin ich zurück in die Arbeit und mein Chef hat mich somit also „richtig“ angestellt und in die sog. „Planilla“ eingetragen (d.h. ich muss mein Gehalt versteuern, Rentenversicherung bezahlen und Krankenversicherung auch). Das ist aber noch nicht alles. Das ganze muss auch noch vom Arbeitsministerium akzeptiert werden. Zuerst wollten die das nicht, da mein FH-Zeugnis ja auf deutsch und es in Arequipa keinen offiziellen Übersetzer gibt. Ich habe es dann selbst übersetzt, ein Notar hat es nach Zahlung eines kleinen Betrages unterschrieben und so habe ich wieder erneut abgegeben. Wieder wollte der Beamte im Arbeitsministerium den Vertrag und meine Papiere nicht bewilligen. Dann bin ich tags drauf mit meiner Gastmutter angetanzt, da sie meinte sie kenne diesen Herrn. Ganz erfreut begrüßte er uns und machte seine Scherze über die Deutschen und ein bisschen Smalltalk über die Familie. Meine Gastmutter erklärte noch mal die Lage und das Problem und dass ich alles bis morgen bräuchte da am kommenden Dienstag ja meine Arbeitsgenehmigung abläuft. Er erzählte uns wie viel er doch zu arbeiten hätte und dann noch Vorträge für die Uni vorbereiten müsse (sind allerdings Ferien bis März). Nach weiteren 20 Minuten Smalltalk meinte meine Gastmutter: „was würde denn diese Unannehmlichkeit kosten, wenn wir die Papiere bis morgen bräuchten?“ Diesen Satz wiederholte sie drei mal bis er endlich darauf einging: „na ja an meinem Auto müssten zwei Reifen ausgewechselt werden und sie arbeiten ja in einer Autowerkstatt ... „ Sie schrieb ihm die Adresse auf und noch einen Tipp wo man Reifen noch günstig ausbuchten lassen kann. Abschließend meinte er gut, dann mache ich das heute Abend zu Hause und Sie holen es morgen Nachmittag ab. So geschah es auch! Unglaublich. Meine erste richtige Bestechung. Am nächsten Tag bekam dann tatsächlich das Schreiben vom Arbeitsministerium, welches bestätigt, dass ich unter diesen Bedingungen in Peru arbeiten darf. Am nächsten Tag (2 Werktage vor Ablauf meiner Aufenthaltsgenehmigung) bin ich dann wieder zu Migraciones mit all meinen Papieren:
- Arbeitsvertrag mit Unterschrift des Arbeitsministeriums
- Zahlungsschein in Höhe von 50 Dollar plus Kopie davon
- Zahlungsschein in Höhe von 25 Soles plus Kopie davon
- Ein von mir aufgesetztes Schreiben, dass ich gesund bin und nicht vorbestraft oder polizeilich gesucht (in Peru ;-) )
- Zwei Formulare aus dem Internet – ausgefüllt von mir
- Drei „boletas de Pago“ die man mir noch ganz schnell ausgestellt hat für November, Dezember (Dezember gibt es doppelten Lohn und somit zwei Scheine von Dezember)
- Kopien von allem

Der mir schon gut bekannte nette Mann von der Einwanderungsbehörde, den ich schon vor zwei Tagen im Combi traf und sich nach mir erkundete, freute sich schon, dass ich mal wieder vorbeikam. Er blätterte alles durch und meinte: sehr schön, jetzt lassen Sie doch bitte noch legalisierte Kopien von den Zahlungsscheinen machen und kommen wieder zurück. Dann bin ich sofort ins Taxi und in die Stadt zu einem Notar. Pro Blatt kostet das 2 Soles und dauert nicht mal eine Minute. Schon hatte ich meine 4 Stempel pro Blatt und fuhr zurück zur Einwanderungsbehörde (Migraciones). Für Ausländer gibt es ja einen gesonderten Raum wo nie viele Leute stehen. Peruaner waren ca. 60 in einer Schlange und Ausländer 2. So dauerte es auch nicht lange und ich war wieder dran. Wieder wurde alles durchgeguckt und er suchte meine Akte raus. Das freute mich schon. Jetzt kann es also los gehen. Naja zu früh gefreut. Gerade als er mit den Stempeln loslegen wollte sah er meinen Einzahlungsbeleg genau an und meinte: oh, Sie haben nur 25 Soles gezahlt es kostet doch jetzt 26 Soles. Da wäre ich ihm ja fast ins Gesicht gesprungen, aber das habe ich ja auch inzwischen gelernt: immer nett und freundlich und vor allem ruhig bleiben. Er erklärte mir, dass sich die Gebühren seit dem 1.1 geändert hätte. Ich habe ja am 28.12 eingezahlt und jetzt sei schon der 13.1 und somit fehlt 1 Sol. Er gab mir einen Zettel und ich fuhr mit dem Taxi wieder in die Stadt. Diesmal zur Bank (Banco de la Nacion) stellte mich in die Schlange. Endlich dran meinte die gute Frau zu mir: Sie müssen erst ein Formular holen am Eingangsschalter. Somit ging ich dorthin holte das Formular ab und wieder zurück zu der Frau. Wieder falsch: das muss man dort von einem Polizisten ausfüllen lassen. Wieder zurück – ausfüllen lassen und zurück zu der Dame. Jetzt durfte ich endlich 1 Sol (umgerechnet ca. 0,25 Eurocent) einzahlen und bekam den Einzahlungsschein. Den ließ ich gleich gegenüber bei den Kopierfrauen kopieren, nahm mir ein Taxi zu Migraciones und hoffte es würde jetzt nichts mehr fehlen. Inzwischen war es ja auch schon halb 12 und um 1 ist der Ausländerschalter geschlossen. Diesmal schien alles da zu sein und der Beamte fing fleißig an zu klammern, tackern und stempeln. Da ich sowieso nichts anderes zu tun hatte zählte ich die Stempel mit: es waren insgesamt 17 Stempel die er so verteilte bis alles fertig war. Endlich klebte er mir den Aufkleber auf meinen Ausländerausweis, damit ich weiter hier arbeiten darf und meinte dann aber: haben Sie schon die Aufenthaltserlaubnis für 2006 bezahlt? Wie???? Ich habe nun die Arbeitserlaubnis für 2006 bezahlt und beantragt und erhalten, aber jetzt fehlt noch die Aufenthaltsgenehmigung. Er füllte mir einen Zahlschein in Höhe von 20 Dollar aus, welchen ich bei der Bank wieder einzahlen müsste dann müsse ich wiederkommen und bekäme den zweiten Aufkleber. Ich habe aber bis 31.3 Zeit. Wenn das nicht beruhigend ist.

Kosten:
50 Dollar für Aufkleber Arbeitsgenehmigung
25 Soles Bearbeitungsgebühr
1 Sol Nachzahlung Bearbeitungsgebühr
6 Soles zur Legalisierung der Papiere
21 Soles für Taxis und Combi
4,30 Soles für Kopien
20 Dollar für Aufkleber Aufenthaltsgenehmigung

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