Dani unterwegs
Sonntag, 23. Dezember 2012
Krankenhaus in Peru
Krankenhaus in Peru
Nachdem in meiner Gastfamilie ein schwerer Autounfall das neue Jahr schon gut beginnen ließ, habe ich die ersten zwei Wochen des Jahres auch dort verbracht und so einiges erlebt.
Zwei Krankenschwestern unterhalten sich schreiend über den ganzen Gang in einer Abteilung wo mindestens drei Patienten schwere Kopfverletzungen haben, es riecht nach Baustelle, da gerade die Wände neu gestrichen werden und eine Halle neu gefliest wird das ist der erste Eindruck wenn man das Krankenhaus betritt. Viele Leute sind bereits auf den Gängen. Im Krankenhaus gibt es strenge Besuchszeiten von 16 bis 19 Uhr. Dann kommen aber auch fast alle Bekannten und Familienmitglieder und je nach Zimmer kann es ganz schön eng werden. In der Klinik dagegen kann man den Patienten immer besuchen. So verteilen sich die Besuche ein bisschen besser und die Gänge sind nicht immer so voll. Meine Gastschwester hat sich bei einem Autounfall den Fuß, den Ellenbogen und die Schulter gebrochen und hatte am ganzen Körper und auch Gesicht Schnittwunden. Morgens kommt immer der Arzt und schreib die Rezepte für diesen Tag auf. Mit diesem Zettel geht man dann zur Krankenschwester, die diesen abstempelt. Anschließend kann man zur Apotheke gehen. Im Krankenhaus haben die Apotheken leider nicht alles und außerdem wenn man versichert ist (was nicht viele Peruaner sind), dann muss man sowieso in den Apotheken auf der Straße einkaufen gehen. Zum einen weil die Peruaner nicht viel Geld haben und auch weil es eventuell geklaut werde kann bekommt man immer nur ein Rezept für den jeweiligen Tag. Somit auch nur 1 oder 2 Tabletten oder Spritzen. In der Apotheke legt man bei einer Dame das Rezept vor. Diese sucht im Computer ob es da ist und was es kostet. Kann man sich das Medikament leisten macht sie auch gleich die Rechnung fertig. Die Rechung bezahlt man bei einer anderen netten Angestellten mit der man noch über das Wetter sprechen kann (das in Arequipa auch so drastisch veränderlich ist). Hat man bezahlt wird der Zahlungsbeleg abgestempelt und man geht zur dritten Angestellten wo man dann das Medikament in drei Plastiktüten verpackt bekommt. Zurück im Krankenhaus gibt man nun die Spritze oder Tablette der Krankenschwester, die es dann verabreichen darf. An einem Tag sind wir ca. 8 mal in die Apotheke über der Straße gelaufen und haben eingekauft. Manchmal mussten wir auch bei ca. 6 Apotheken nachfragen, da manches nicht vorrätig war.
Das Krankenhaus selbst sieht Abbruchreif aus. Betten aus verrostetem Stahl und so gut wie nichts im Raum. Geschweige denn Fernseher, Telefon oder Schwesterrufknopf wie in Deutschland. Man muss schon froh sein wenn man ein Bett bekommt. Selbst Decken, Bettlaken, Essen, usw. mussten wir selbst bringen.
Am Montag war der Unfall und am Samstag war dann endlich die OP für Michelle (Gastschwester) angesetzt. Um 11 Uhr hätte diese stattfinden sollen. Nachdem Michelle schon drei Tage über schwere Kopfschmerzen klagte, haben die Ärzte um halb 10 beschlossen doch eine Tomografie vom Kopf machen zu lassen. Das geht allerdings nicht im Krankenhaus, sondern dafür gibt es wieder andere Ärzte, die das machen dürfen. So wurde ein Krankenwagen bestellt, Michelle dort hingefahren, geröntgt und wieder zurückgebracht. Nun war es bereist 11 Uhr 30 und der Kopf vollkommen in Ordnung. Um 12 wurde sie dann in den OP gebracht und die ganze Familie versammelte sich davor und ich wunderte mich zuerst warum .. aber bald wurde mir alles klar. Gleich nach 2 Minuten kam der erste Arzt heraus und meinte es fehlen noch die Schrauben und Medikamente für die OP. Was????? Tatsächlich man muss hier in Peru alles selbst vorher einkaufen. Eigentlich hat die Familie dafür schon am Vorabend eine Krankenschwester beauftragt, die es einfach vergessen hat. So rannte der Bruder los mit dem Rezept in der Hand zur Apotheke. Die schickten ihn zur Krankenschwester, die das Rezept ja erst abstempeln musste und die hatte wohl grad keinen Stempel zu Hand und wollte ihn stehen lassen bis er mit für peruanische Verhältnisse recht hart darauf bestand .. und schon ging es wieder zurück zur Apotheke .. alles wurde gekauft und zum OP-Raum gebracht. So ging es dann die ganze OP weiter. Immer wieder kam ein Arzt heraus mit einem neuen Rezept für Verbände oder Spritzen usw. Nach sieben Stunden war alles überstanden und die ganze Familie k.o. Die Eltern blieben wieder im Krankenhaus wie auch schon die Nächte davor, da sich ja sonst niemand um die Tochter kümmern würde und schlimmstenfalls noch Sachen aus dem Zimmer verschwinden würden.

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